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27.06.2024, Freiberg

Kreiskrankenhaus Freiberg erhält Verstärkung aus Brasilien

Von links nach rechts: Franciely, Giovana,  (Pflegekoordinatorin und Integrationsbeauftragte Sandra Meyer), Thais, Luciene, Deborah, Suzana, Pedro, und Bianca ergänzen zukünftig das Pflegeteam im Kreiskrankenhaus Freiberg.

Acht ausgebildete Pflegekräfte aus Brasilien hat das Kreiskrankenhaus Freiberg empfangen. Ein Jahr lang bereiten sie sich nun auf ihre Berufsanerkennungsprüfung in Freiberg vor.

Verstärkung für das Pflegeteam am Kreiskrankenhaus Freiberg: Sieben Frauen und ein Mann beginnen dieser Tage in Freiberg ein neues Leben. 8.000 Kilometer von ihrer Heimat in Brasilien entfernt geben, sie ihrer Karriere im Gesundheitswesen eine neue Chance. Vier weitere Brasilianer warten derzeitig noch auf ihr Visum und folgen im Juli 2024.

60 Bewerbungen brasilianischer Pflegekräfte sichtete das Recruitingteam des Kreiskrankenhauses Freiberg im Februar 2023. Jeder Bewerber konnte sich vorstellen zukünftig in Freiberg zu leben und zu arbeiten. Vergeben wurden allerdings nur zwölf Ausbildungsplätze für das Berufsanerkennungsverfahren in Deutschland. Das Team wählte anhand der aus dem Portugiesischen übersetzten Lebensläufe zwanzig Bewerber aus, die sie in einem persönlichen Gespräch treffen wollten. Im März 2023 reiste dann eine vierköpfige Delegation des Freiberger Krankenhauses nach São Paulo in Brasilien. Darunter waren eine Mitarbeiterin der Personalabteilung, der Pflegedirektion, der Berufspraxis und eine erfahrene Recruiterin des Gesundheitswesens. In São Paulo fanden in einem Hotel die persönlichen Gespräche mit den zwanzig Bewerbern statt. Jeweils eine Stunde unterhielten sich die Kolleginnen mit den Anwärtern – unterstützt von einem Dolmetscher. Am Ende der Recruitingreise wählte die Freiberger Delegation in einem finalen Beratungsgespräch zwölf hervorragend ausgebildete und motivierte Pflegefachkräfte für Freiberg aus. Sie erhielten direkt vor Ort ihre Verträge für ein 12-monatiges Stipendium und kündigten anschließend ihre bisherigen Jobs – sofern sie überhaupt einen hatten.

Ein Jahr lang haben sich die zwölf über das Stipendium in einem intensiven Sprachkurs auf ihren Einsatz in Freiberg vorbereitet. Alle haben kürzlich die Sprachprüfung mit dem B1-Zertifikat abgeschlossen. „Deutsche Sprachkenntnisse sind im Umgang mit Patienten und Kollegen absolute Voraussetzung. Es geht darum, Arbeitsaufträge korrekt zu erfassen und auch die Anliegen der Patienten zu verstehen und empathisch mit ihnen zu interagieren“, betont Matthias Stolze die dringende Notwendigkeit. Über Videochats und eine Whatsapp-Gruppe hielt das Kreiskrankenhaus regelmäßig Kontakt zu den neuen Mitarbeitenden.

Kürzlich empfingen Sandra Meyer, Pflegekoordinatorin und Integrationsbeauftragte im Kreiskrankenhaus Freiberg, Cornelia Metge, Leiterin der Berufspraxis und Katharina Homilius, stellvertretende Personalleiterin, die ersten acht Neuankömmlinge herzlich auf dem Flughafen in Dresden. „Die Vorfreude war riesig. Wir haben sie zuletzt vor über einem Jahr gesehen und seither nur über Videocalls und Chats miteinander kommuniziert. Es ist so aufregend, dass sie nun endlich da sind!“ freut sich Sandra Meyer.

Diese sehr umfangreiche Recruitingmaßnahme wurde finanziell durch die Sächsische Aufbaubank (SAB) gefördert. Weitere umfangreiche Unterstützung erfuhr das Kreiskrankenhaus Freiberg durch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit. Aufgrund jahrelanger Erfahrungen, verfügt die ZAV in Brasilien über ein funktionierendes Netzwerk und hervorragende Kontakte zu Sprachschulen. Die ZAV hat die Stellenausschreibung und das Bewerbermanagement vor Ort gesteuert sowie die Bewerbungsgespräche inklusive Dolmetscher organisiert. 2022 trafen Deutschland und Brasilien eine Vereinbarung über die Rekrutierung von jährlich 700 brasilianischen Pflegefachkräften für deutsche Gesundheitseinrichtungen. Denn was in Deutschland undenkbar erscheint: in Brasilien sind viele Pflegekräfte arbeitslos. Die brasilianischen Bewerber sehnen sich nach einem Leben mit mehr Lebensqualität, ohne Kriminalität, mit guten Bildungschancen für Kinder sowie berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Aufgrund der geänderten politischen Lage wurde die Vereinbarung beider Länder jedoch jüngst ausgesetzt. Der brasilianische Präsident Lula da Silva möchte die gut ausgebildeten Fachkräfte lieber in seinem Land halten. „Insofern haben wir Glück, dass wir so fortgeschritten im Recruitingprozess waren, dass die Mitarbeiter tatsächlich zu uns kommen konnten“, schildert Katharina Homilius die Situation.

Mit Unterstützung der Städtischen Wohnungsgesellschaft (SWG), sowie dem Wohnpark Gentilly organisierte das Krankenhaus für alle neuen Mitarbeiter Wohnungen. Katharina Homilius und Sandra Meyer kümmerten sich um eine Erstausstattung der Wohnungen. „Dabei half ein Aufruf unter den Krankenhausmitarbeitern nicht genutztes Geschirr, Töpfe und kleine Elektrogeräte zu spenden“, erklärt Sandra Meyer.

Direkt nach der Ankunft bezogen die Neufreiberger, die seit mehr als 24-Stunden auf Reisen waren, ihre Wohnungen. In den ersten Tagen zeigte Sandra Meyer ihnen die Stadt Freiberg mit ihren Sehenswürdigkeiten, geheimen Hotspots aber auch mit wichtigen Anlaufpunkten für ihre Behördengänge. Natürlich stand auch eine erste Führung durch das Krankenhaus auf dem Plan.

„Das Krankenhausteam hat beste Voraussetzungen geschaffen, dass sich die brasilianischen Fachkräfte an ihrem neuen Arbeitsort und in ihrer Wohnung wohl fühlen können. Nun besteht die Herausforderung darin, dass die neuen Mitarbeiter auch von der Stadt und der gesamten Gesellschaft mit offenen Armen empfangen werden“, berichtet Matthias Stolze, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Freiberg. „Grundsätzlich sollte jedem mittlerweile klar sein, dass wir unseren Personalbedarf nur durch internationale Fachkräfte dauerhaft decken können. Unsere neuen brasilianischen Pflegekräfte sind ein wichtiger Baustein, um die medizinische Versorgungssicherheit der Region langfristig zu sichern. Davon profitiert also auch die gesamte Bevölkerung“, führt Matthias Stolze weiter aus.

„Die brasilianischen Pflegekräfte sind fachlich hervorragend ausgebildet. Sie haben in ihrer Heimat ein fünfjähriges Pflegestudium abgeschlossen. Jetzt gilt es im Praxisalltag den Wortschatz zu festigen und zu erweitern, sowie die Abläufe in unserem Haus zu verinnerlichen. Sie werden im Wechsel mit dem Einsatz in der Klinik auch am Theorieunterricht in Chemnitz teilnehmen, um sich auf die mündliche und praktische Kenntnisstandprüfung vorzubereiten. Diese ist notwendig, um sich den Berufsabschluss in Deutschland anerkennen zu lassen und damit als examinierte Pflegekraft arbeiten zu dürfen“, erläutert die Integrationsbeauftragte des Kreiskrankenhauses, Sandra Meyer, die nächsten Schritte. Ab August 2024 werden die brasilianischen Pflegekräfte das erste Mal auf den Stationen im Krankenhaus zu finden sein und ab August 2025 nach der Berufsanerkennung sind sie dann 100 % einsatzfähig. „Das ist noch ein weiter Weg bis zur Berufsanerkennung, aber wir sind sicher, er wird sich für die neuen brasilianischen Pflegekräfte, unsere Patienten und unsere Mitarbeiter gleichermaßen lohnen“, betont Matthias Stolze.

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