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04.04.2024, Freiberg

Freiberger Notaufnahme jetzt durch Chefarzt geleitet

Freiberger Notaufnahme hat erstmal einen Chefarzt: Dr. med. Ralf Walper

Im Kreiskrankenhaus Freiberg leitet seit 1. März 2024 Dr. Ralf Walper die Zentrale Notaufnahme. Unter seiner Leitung soll der Bereich personell gestärkt und neu strukturiert werden.

Erstmals in der Geschichte des Kreiskrankenhauses Freiberg wird die Notaufnahme mit einem Chefarzt besetzt. Damit unterstreicht das Haus die Bedeutsamkeit dieser zentralen Anlaufstelle für die Bevölkerung Mittelsachsens. Die Position des Ärztlichen Leiters der Notaufnahme war seit Januar vakant, da Prof. Dr. Fichtner, der die Position bis dahin innehatte, einen Chefarztposten in Chemnitz antrat.

Seit dem 1. März 2024 ist er der neue Chefarzt der Zentralen Notaufnahme in Freiberg: Dr. Ralf Walper. Er stammt aus Sachsen-Anhalt und hat in Halle/Saale Medizin studiert. Der Facharzt für Anästhesie war zuletzt als Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin sowie als Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme im brandenburgischen Finsterwalde tätig. Nun ist er in der Silberstadt Freiberg angekommen und will am Kreiskrankenhaus so einiges bewegen.

Herr Dr. Walper, wie haben Sie Ihre ersten Tage im Kreiskrankenhaus erlebt?

„Die Kolleginnen und Kollegen im KKH haben mich herzlich empfangen. Das Team in der Notaufnahme leistet täglich hervorragende Arbeit und ich freue mich auf die Arbeit mit ihnen. Aktuell analysiere ich viele Prozesse im Haus und möchte meine Erfahrungen im Sinne der Patienten und Mitarbeiter einbringen.“

Wo sehen Sie die Herausforderungen der Notfallversorgung?

„Das Kreiskrankenhaus Freiberg spielt in der regionalen Notfallversorgung eine wichtige Rolle: Wir haben eine generelle Zunahme der Patientenzahlen in unserer Notaufnahme. Im Moment beträgt die jährliche Zuwachsrate zwei bis fünf Prozent und das wird so weitergehen. Auch weil die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte immer weniger werden. Hinzu kommt, dass wir aufgrund des demografischen Wandels eine starke Zunahme der älteren Bevölkerung haben. Wir haben zum aktuellen Stand etwa 20 Prozent über 80-Jährige. Viele davon haben gleich mehrere Krankheiten, da ist die Nierenschwäche, die Herzschwäche, Diabetes oder auch Demenz. Das heißt, diese Patienten benötigen viele unterschiedliche diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, auf die wir hier am Standort spezialisiert sind. Wir haben z.B. bereits spezielles Personal, das sich um Demenzkranke kümmert. Und wir hoffen, dass wir in Zukunft gerade auch die älteren Patienten noch genauer und besser versorgen können.

Wenn wir uns zurückerinnern an die Situation vor 20 Jahren, da war der Patient, der einen Unfall hatte, der Hauptpatient in der Notaufnahme. Aber mit der Zeit ist der Anteil der nicht-traumatologischen Patienten gestiegen. Das ist zum Beispiel die Patientin mit dem schweren Herzinfarkt oder ein Patient mit einer Blutvergiftung, der sich in einem Schockzustand befindet. Die müssen interdisziplinär behandelt werden und deshalb ist es wichtig, insbesondere diese Patienten vor Augen zu haben, um sie adäquat und professionell behandeln zu können.“

Wie konkret kann man diesen Herausforderungen begegnen?

„Ein wichtiger Aspekt ist die kontinuierliche Weiterbildung des Teams der Zentralen Notaufnahme. Das Team, egal ob Pflegkraft oder Arzt/Ärztin: sie müssen für die klinische Akut- und Notfallmedizin brennen. Es geht aber nicht nur um medizinische Aspekte, sondern auch um Mitarbeiterfürsorge. Da sprechen wir zum Beispiel darüber, wie man mit einer Überlastungssituation umgeht. Wie verkrafte ich diesen tragischen Fall? Welche Ressourcen trage ich in mir, die mir Kraft für meine Arbeit geben? Das sind alles Aspekte, die wir interdisziplinär angehen müssen.

Weiterhin müssen Strategien entwickelt werden, um mit den vorhandenen personellen, räumlichen und auch finanziellen Ressourcen mehr Patienten behandeln zu können.“

Das klingt als hätten Sie eine Vision für Ihre Arbeit in der Notaufnahme!?

„Eine große Ressource ist die effektivere Patientensteuerung in der Notaufnahme. Zahlreiche Patienten der Notaufnahme benötigen eigentlich eine Behandlung durch einen niedergelassenen Haus- bzw. Facharzt. Da sie aber keinen haben oder dieser keine zeitnahen Termine vergibt, wissen sie sich nicht anders zu helfen als die Notaufnahme für ihre Anliegen aufzusuchen. Um die Kapazitäten der Notaufnahme für wirkliche Notfälle vorzuhalten, gibt es bereits in wenigen Kliniken sogenannte Integrierte Notfallzentren (INZ). Dabei ist an die Notaufnahme eine Notdienstpraxis angegliedert in der man die Patienten behandeln kann, welche voraussichtlich keiner stationären Krankenhausbehandlung bedürfen. Zentrales Merkmal eines solchen INZ ist die zentrale Ersteinschätzungsstelle, ein gemeinsamer „Empfangstresen“. An diesem erfolgt die Einordnung der Patienten, die fußläufig die Notaufnahme der Klinik aufsuchen. Anhand der qualifizierten und KI-gestützten Ersteinschätzung wird innerhalb kürzester Zeit ermittelt, in welche Versorgungsstruktur der Patient sinnvoll geleitet wird: ist die Behandlung in der Notaufnahme notwendig, weil eine stationäre Krankenhausaufnahme erwogen werden muss? Ist die Notfallpraxis im INZ die passende Versorgungsform? Oder muss ein Termin bei einem Haus- oder Facharzt in der Nähe vermittelt werden? Immer mit dem Ziel der bedarfsgerechten medizinischen Erstversorgung des Patienten. Die bereits im Krankenhaus ansässige Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung ist schon ein hervorragendes Angebot für Patienten, wird dem Gedanken eines INZ aber noch nicht gerecht, da der Patient selbst entscheidet, ob er in der Notaufnahme behandelt werden möchte oder in der Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung.

Ein weiteres, wichtiges Anliegen ist mir die Verknüpfung mit dem Rettungsdienst. Derzeit sieht die Ausbildungsstruktur für den Rettungsdienst eine Hospitation jeweils auf der Intensivstation und im Operationsbereich vor. Und da müssen wir gerade mit dem lokalen Rettungsdienst, dem Malteser Hilfsdienst, ins Gespräch kommen, um künftig Auszubildende auch in der Notaufnahme mitlaufen zu lassen. Jeder, der mal in einem gewissen Arbeitsbereich gewesen ist, kann auch besser aus dieser anderen Perspektive denken. Und das halte ich für sehr wichtig in der Zusammenarbeit. Wir sollten dahin kommen, dass der Mitarbeiter im Rettungsdienst die Perspektive der Notaufnahme gesehen hat und auch die Notaufnahme die Perspektive des Rettungsdienstes kennt.“

Eine weitere Neuerung in der zentralen Notaufnahme ist die Besetzung mit zwei Oberärzten. Am 3. April 2024 wurden zwei Fachärzte des Teams zum Oberarzt ernannt. Fr. Dr. med. Susanne Hiller ist jetzt Leitende Oberärztin und vertritt den Fachbereich der Inneren Medizin. Jens Wilko Günther wurde ebenfalls zum Oberarzt ernannt und ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Beide haben jüngst die Zusatzweiterbildung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ erfolgreich abgeschlossen. Zudem ergänzt, ebenfalls ab April, ein Facharzt das Team im Bereich Allgemeinmedizin. Damit werden die am häufigsten gebrauchten Fachrichtungen in den Stoßzeiten der Notaufnahme dauerhaft vorgehalten und Patienten können schneller behandelt werden.

„Gemeinsam mit meinem leistungsfähigen Team werden wir die Herausforderungen der Notfallversorgung anpacken und weiterhin eine zuverlässige Anlaufstelle für die Menschen der Region sein," so das erste Resümee des Chefarztes.  

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Claudia Steinbach • Marketing/Öffentlichkeitsarbeit

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